Zum Buch:
Um es gleich vorweg zu sagen: Bisher hat es noch keiner geschafft,mir die Gesetze der Mathematik so zu erklären, dass ich das bisschen, was ich verstanden hatte, auch behalten hätte. Deshalb begegne ich Büchern wie diesem mit äußerstem Misstrauen: Versprochen wird hier Unterhaltung auf höchsten Niveau und die Vermittlung der Grundlagen der Mathematik.
Nachdem ich die erste Hälfte dieser wundersamen Reise gelesen hatte, war ich endlos begeistert und auch nach dem Rest der Lektüre finde ich, dass der Verlag in seinem Versprechen nicht zu hoch gegriffen hat: Mit dem Hirten Beremís am Tigris entlang nach Bagdad zu reisen, ist nicht nur höchst unterhaltsam, der Autor lässt seinen bescheidene Zahlenkünstler so spielerisch die Geheimnisse mathematischer Gesetzmäßigkeiten erschließen, dass ich regelrechte “Sesam öffne Dich”-Erlebnisse hatte! Zusätzlich zu diesen beiden großen Vorzügen, die die Lektüre schon zu einem Genuss machen, birgt die wunderbare Reise, die an orientalische Märchenerzählungen angelehnt ist, aber noch mehr Schätze: Mathematische Rätsel, eingebettet in den Alltag von Scheichen, Juwelieren und Wirten werden hier nicht nur beispielhaft vorexerziert, nein, es juckt einen förmlich in den Fingern, sich selbst am Rätsellösen zu versuchen und dazu wird einem auch reichlich Gelegenheit gegeben. Das macht dieses Buch bis zur letzten Seite spannender als jeden Krimi.
Doch damit immer noch nicht genug: Die hohe Kunst der Mathematik, die sich in der Person Beremís’ mitten unters Volk mischt, wird entmystifiziert, eingebunden in die Bedürftigkeiten der Welt: “Allein für gute Zwecke und zum Wohle der Menschen sollte jedoch die Wissenschaft ausgeübt werden. Oder mit Seneca gesprochen: “Was liegt schon daran zu wissen, was eine Gerade ist, wenn man nicht begreift, was Gradheit bedeutet.” Ein wahres Schatzkästlein der Mathematik und Lebensweisheit ist dieses Buch von Malba Tahan alias Júlio César de Mello e Souza, geboren 1895 in Rio de Janeiro. Der Autor und Mathematikprofessor hat bis zu seinem Tod im Jahr 1974 in Brasilien mehr als 100 Titel mit großem Erfolg veröffentlicht und es ist ihm und allen Lesern zu wünschen, dass seine Bücher endlich auch in Deutschland bekannt und berühmt werden!
Susanne Rikl, München