Zum Buch:
Über berühmte Persönlichkeiten wird viel geforscht und viel veröffentlicht. Zum großen Reformationsjubiläum 2017, 500 Jahre nach dem Thesenanschlag des großen Reformators, ist in den Medien einiges zu Martin Luther zu finden. Doch man sollte gut wählen, wenn man nicht nur schlüssig Erzähltes, sondern vor allem auf den Wahrheitsgehalt Überprüftes aus dem Leben und Denken dieses Mannes erfahren möchte. Jürgen Udolph ist der Frage nachgegangen, warum der große Reformator seinen Namen änderte, und hat in der Literatur viele eingängige, darunter aber auch definitiv falsche Antworten gefunden.
Ist doch ganz einfach, erklingt die Stimme aus dem Off: Welcher Mann will mit seinem Nachnamen denn gleich den Spitznamen und dann sogar ein Schimpfwort der Allgemeinheit zur Verfügung stellen: „Luder“ bezeichnet heute noch eine liederliche weibliche Person und in der Jagdsprache ein totes Tier, das als Köder für Raubwild verwendet wird. Man ist versucht zu sagen: Zu Zeiten der Reformation wäre dieser Name ein gefundenes Fressen für alle Kontrahenten gewesen! Zumal die Bedeutung des Wortes damals noch weiter gefasst „Verlockung, betrügerischer Anschlag, Fallstrick, liederliche Lebensführung“ beinhaltete. Tatsächlich liefert der gesunde Menschenverstand eine der drei möglichen Erklärungen, die für die Namensänderung maßgeblich gewesen sein könnten. Die anderen beiden Thesen – von Udolph ebenso gründlich recherchiert und durchaus gleichwertig – soll der Autor neugierigen Leserinnen und Lesern selbst preisgeben. Nur soviel: Mit diesen beiden möglichen Antworten stellen sich einige interessante Aspekte aus Luthers Leben noch einmal neu dar.
Die heute vorherrschende These jedoch, Herkunft und Abstammung des Reformators seien verantwortlich für die verschiedenen Namensschreibweisen, ist nach Udolphs Studien definitiv widerlegt. Der mit zahlreichen Fotografien aus Luthers Lebens- und Wirkungsstätten illustrierte Band liest sich flüssig und bestätigt die Notwendigkeit gründlicher Recherche für stichhaltige Ergebnisse.
Susanne Rikl, München