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Autor
Winthrop, Elizabeth H.

Mercy Seat

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Hansjörg Schertenleib
Beschreibung

Im Oktober 1943 soll in New Iberia im Staat Louisiana ein junger Schwarzer hingerichtet werden. Ihm wird vorgeworfen, ein weißes Mädchen vergewaltigt zu haben. Das Urteil ist ein Skandal, im Gerichtssaal hat der Mob über die Gerechtigkeit gesiegt. Und dennoch erzählt Elizabeth Winthrop diesen Roman in einem Tonfall, der wider alles Erwarten Barmherzigkeit in Aussicht stellt.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Verlag C.H. Beck, 2018
Format
Gebunden
Seiten
251 Seiten
ISBN/EAN
978-3-406-71904-2
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Elizabeth Hartley Winthrop, 1979 geboren, lebt mit ihrer Familie in Massachusetts. Sie studierte englische und amerikanische Literatur an der Harvard University und erwarb ihren Master of Fine Arts in Fiction an der University of California in Irvine. Sie hat Erzählungen und bislang drei Romane veröffentlicht.

Zum Buch:

Im Oktober 1943 soll in New Iberia im Staat Louisiana ein junger Schwarzer hingerichtet werden. Ihm wird vorgeworfen, ein weißes Mädchen vergewaltigt zu haben. Das Urteil ist ein Skandal, im Gerichtssaal hat der Mob über die Gerechtigkeit gesiegt. Und dennoch erzählt Elizabeth Winthrop diesen Roman in einem Tonfall, der wider alles Erwarten Barmherzigkeit in Aussicht stellt.

In Wills Zelle unter dem Dach des Gerichtsgebäudes steht ein anderer Häftling hinter dem 18-Jährigen und schert ihm mit einem Rasiermesser den Kopf. Father Hannigan hat den Jungen acht Monate lang begleitet, seit er die erste Zelle von innen gesehen hat. Will und Grace, sie waren ein Paar. Doch Grace konnte ihrem Geliebten im Prozess nicht mehr helfen. Sie soll sich am Morgen nach Wills Verhaftung mit der Pistole ihres Vaters, des Bäckers von St. Martinsville, das Leben genommen haben. Jetzt wartet Will voller Sehnsucht und Trauer auf den nächsten Tag, den Tag seiner Hinrichtung.

Der elektrische Stuhl sieht schlicht aus, unheilvoll schlicht, findet Lane, ein 24-jähriger Freigänger aus dem Knast, der Captain Seward bei dem Transport der Vollstreckungsmaschine zur Hand geht. Seit sechs Jahren sitzt Lane ein, nach diesem Freigang wird sein Aufenthalt im Gefängnis endlich einen Sinn haben. Denn er wird etwas tun, für das es sich lohnt, bestraft zu werden.

An der Tankstelle zwischen St. Martinsville und New Iberia wartet Ora auf einen Brief ihres Sohnes, der als Soldat nach Europa eingeschifft worden ist. Vor sieben Monaten haben sie Tobe eingezogen. Der Truck, der den elektrischen Stuhl geladen hat, wird von ihrem Mann Dale aufgetankt. Jeder in der Gegend weiß, was morgen geschehen wird. Jeder weiß, dass das Strafmaß, das der Staatsanwalt gefordert hat, jeglicher juristischen Grundlage entbehrt.

Staatsanwalt Polly bekommt am Abend vor der Hinrichtung noch einmal Besuch von Montgomery, einem der Männer, die Polly mit der Entführung seines Sohnes Gabe in Angst und Schrecken versetzt haben. Von diesem Tag an wusste er genau, was geschehen würde, sollte er nicht die Todesstrafe für die Tat des jungen Schwarzen fordern. Der Mob ist mächtig in den Südstaaten, mächtiger als das Gesetz.

Winthrops Roman nach einer wahren Begebenheit, der wie ein Countdown zur Stunde der Hinrichtung beginnt, nimmt überraschende Wendungen. In der Polyphonie der Erzählperspektiven bleibt das Sterben unabwendbar; Rassismus, Armut, Machtlosigkeit und Brutalität gehören unbestritten zum Alltag. Und dennoch ist dieser Roman, in dessen Zentrum die vier jungen Männer Will, Lane, Gabe und Tobe stehen, eine Eloge auf das Leben und seine Schönheit.

Susanne Rikl, München