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Autor
Kuhl, Anke

Manno!

Untertitel
Alles genau so in echt passiert. Ab 7 Jahre
Beschreibung

Manno – und A Mänafa Mitleid. Die Kindheit ist die Zeit, in der man sehr vieles zum ersten Mal macht. Die Zeit, in der man beginnt, Dinge zu verstehen, dann auch zu durchschauen. Das geht einher mit Erfahrungen. Solche Erfahrungen stellen sich oft mit bestimmten Ereignissen ein – und die sind nicht immer angenehm. Das merkt man selbst Jahre später, wenn man meist lächelnd davon erzählt. In Manno geht es um diese Ereignisse, ihre immense Größe aus Sicht der Betroffenen und das Lachen aus unserer heutigen Sicht. Das ist keine Schadenfreude (obwohl Anke Kuhl zusammen mit ihrem Mann Martin auch darüber ein schönes Buch geschrieben hat), sondern ein ganz grundlegendes Mitfühlen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Klett Kinderbuch, 2020
Format
Gebunden
Seiten
136 Seiten
ISBN/EAN
978-3-95470-218-3
Preis
16,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Anke Kuhl, Jahrgang 1970, hat in Mainz und Offenbach das Zeichnen studiert und arbeitet seit 1998 in der Frankfurter Ateliergemeinschaft labor. Für ihr bei Klett Kinderbuch erschienenes Buch “Alles Familie!” wurde sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Frankfurt am Main.

Zum Buch:

Manno – und A Mänafa Mitleid. Die Kindheit ist die Zeit, in der man sehr vieles zum ersten Mal macht. Die Zeit, in der man beginnt, Dinge zu verstehen, dann auch zu durchschauen. Das geht einher mit Erfahrungen. Solche Erfahrungen stellen sich oft mit bestimmten Ereignissen ein – und die sind nicht immer angenehm. Das merkt man selbst Jahre später, wenn man meist lächelnd davon erzählt. In Manno geht es um diese Ereignisse, ihre immense Größe aus Sicht der Betroffenen und das Lachen aus unserer heutigen Sicht. Das ist keine Schadenfreude (obwohl Anke Kuhl zusammen mit ihrem Mann Martin auch darüber ein schönes Buch geschrieben hat), sondern ein ganz grundlegendes Mitfühlen.

In Manno erinnert sich Anke Kuhl an ihre Kindheit in den 70ern. Badezimmer sind grün gefliest, die Hosen des Vaters haben Schlag, und die Frisur der Mutter ist erschaffen aus Lockenwicklern und Trockenhaube. Im Mittelpunkt der Episoden stehen Anke und ihre Schwester Eva. Sie lieben ihre Eltern und sie lieben Openom, das sind Opa und Oma, „sie gehören so sehr zusammen, dass wir ihnen einen gemeinsamen Namen gegeben haben“. Es ist eine Kindheit voller Dramen. Mal ist es ein aggressives Karnickel, dass dem Hasenvater die Nase abbeißt, dann ein falsch aufgenähtes Freischwimmerabzeichen, der Streit der Eltern genau so wie die Explosion der Sonne und diese Schwester, die ihr Eis immer viel schneller isst und dann das eigene bedroht. In einer kleinen Geschichte, ganz am Ende, hören die Mädchen mit dem Vater im Auto einen Schlager, in dem der „Schöne Schmerz“ besungen wird – so kann man es auch sagen. So viel Drama, so viel Liebe ist in dieser Kindheit. Keinen Zweifel lässt die Autorin daran, dass es die schönste, die geborgenste Kindheit ist, die man sich nur vorstellen kann.

Anke Kuhl ist für ihre Kinderbücher bekannt. Zum zweiten Mal (nach „Lehmriese lebt“) erzählt die Frankfurter Künstlerin nun ihre Geschichte in der Form eines Comics. Das ist eine sehr glückliche Entscheidung. Es erlaubt ihr die perfekte Variation des Tempos, Gedanken über das Ende des Universums werden im Bett gedacht, da geht es um Statik, Schutz, Dunkelheit. Aber das Gefecht um die Lieblingsunterhose, das zwischen den beiden Schwestern mit zwei Klobürsten ausgetragen wird, braucht Raum und Dynamik. Die Texte besitzen das gleiche, genaue Timing, manchmal geht es auch ohne Worte, zum Beispiel beim alltäglichen Drama um eine rutschende Strumpfhose. Die aquarellierten Zeichnungen schließlich sind unübertroffen. Der „Mänafa Mitleid“ kommt direkt aus einem ABBA Song. „Gimme Gimme Gimme“ in der lautmalerischen Sprache der Kinder nachzulesen, ist schon sehr lustig – die Choreografie, die die Schwestern hier mit zwei Freundinnen dazu erfinden, treibt einem die Tränen des Glücks in die Augen.

Manno ist ein Buch für alle, und man braucht es so sehr wie eine gute Kindheit.

Jakob Hoffmann, Frankfurt