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Autor
Karl-Markus Gauß (Hg.)

Der unruhige Geist

Untertitel
Rudolf Geist - eine Collage
Beschreibung

In Rudolf Geist, dessen Geburtstag sich am 13. Juni 2000 zum hundertsten Mal jährte, ist ein unruhiger Geist des Jahrhunderts zu entdecken: Dichter, Deserteur, Prophet. Das Buch sichtet das künstlerische Werk und folgt den Lebensspuren des vergessenen Autors.

Verlag
Otto Müller Verlag, 2000
Format
Gebunden
Seiten
208 Seiten
ISBN/EAN
978-3-7013-1011-1
Preis
22,00 EUR

Zum Buch:

„sind Menschen und nicht Strauchgesind, auch wir Zigeunermenschen“ Ja, wenn die Freunde nicht wären. Wie sonst sollte man auf im allgemeinen Literaturgesummse beinahe untergegangene, jedenfalls so-gut-wie verschollene Schätze stoßen, hätte man nicht einen Freund wie Martin, der meine philozygane (ob das ein treffendes Fremdwort ist für romantische Zuneigung zum fahrenden Volk der Sinti und Roma?) Einstellung kennt, überdies immerzu nach bibliophilen Kleinodien in Antiquariaten und weltweiten Netzen herumsucht und mich vor nun schon geraumer Zeit aufmerksam gemacht hat auf einen verwandten Geist, der auch noch so heißt. Rudolf, so der Vorname von besagtem Geist, versuchte keineswegs zu Pferde die Welt zu erobern, sondern war wie die Redewendung lautet auf Schusters Rappen unterwegs, wenn er nicht gerade wie im ersten Weltkrieg desertierte oder später unter den Nazis in Gestapohaft saß, und als solcherart hin und wieder Unseßhafter hielt er im Mai 1929 auf dem „Ersten europäischen Vagabundenkongreߓ in Stuttgart eine Rede. Neben zahlreichen anrührenden Gedichten und einer Auswahl von Prosatexten findet sich diese Rede wiedergegeben in dem schönen ‚Collage’Band aus dem Otto Müller Verlag in Salzburg, den Karl-Markus Gauss und Till Geist (Rudolfs Sohn) im Jahr 2000 herausgegeben haben. Auf 210 Seiten ein Querschnitt durch das literarische Schaffen von Rudolf Geist, das insgesamt laut Herausgeber 735 Werke umfasst. Doch von den „rund zehntausend Seiten mit Gedichten, Romanen, politischen Traktaten, … von denen nur ein Bruchteil auch publiziert ist“, ist das „Allermeiste, das dieser .. Phantast, Träumer, .. vom Weltsinn Trunkene .. verfasst (hat), manchmal buchstäblich dem Hunger abgetrotzt, im Gestapo-Gefängnis auf Klopapier geschrieben, noch auf seinem Sterbelager gedichtet hat, im Rudolf-Geist-Archiv gelandet, … das in der Kärtner Provinzstadt Spittal an der Drau“ besichtigt werden kann. Bevor ich mich demnächst nach Spittal an der Drau in Österreich aufmache, um mir das Werk des „Vagabunden, Anarchisten, Gestapohäftlings, unverbesserlichen Weltfreunds und Dichters Rudolf Geist“ (wie ihn der Herausgeber Gauß in seinem Vorwort zu dem Band „Der unruhige Geist“ nennt) Seite für Seite anzuschauen, hier noch kurz der Hinweis auf jene schwarze Perle, die ich in besagtem Band auf den Seiten 46 bis 56 gefunden habe: Den „Bericht eines Augenzeugen“ über „Die Wiener Julirevolte“ vom 15. Juli 1927, die ausbrach, nachdem sich herumgesprochen hatte, dass die „Frontkämpfer“, die im Januar desselben Jahres auf einen Demonstrationszug gegen die Hakenkreuzler aus einem Haus heraus geschossen und dabei einen Invaliden und ein schulpflichtiges Kind niedergeschossen hatten, in der vorangegangenen Nacht freigesprochen worden waren. Der folgende Volksaufstand lässt sich zusammenfassen wie folgt: Die Polizei zieht blank…der Justizpalast brennt… „Bis 7 Uhr waren an zweitausend verletzt und an 100 tot … Grässliches war geschehen.“ Ein Sommertag im 20.Jahrhundert. Einzelheiten sind nachzulesen in „Der unruhige Geist“, ein Buch, das endet mit den Worten: „Schön ist das Leben“ Heipe Weiss, Frankfurt