Zum Buch:
Es ist der längste Tag des Jahres und sie heißen Jette und Marvin, Mo und Ruben, Per und Anna. Drei Paare, alle sind sie in den Dreißigern, alle auf der Suche nach einem Boden unter den Füßen, nach einander, nach dem Leben, das sie lieber führen würden und das unerreichbar ist, für jeden von ihnen auf eine andere Art und Weise. Ein Roman, der sich schwerelos durch einen Tag und die Zeiten bewegt. Ein Roman, der durch seine feinen Beobachtungen beeindruckt, durch seine Zurückhaltung, die ein ganz präzises Bild einer Generation zeichnet.
Jette hätte gerne Kinder, aber man hat ihr gesagt, dass dies nicht möglich sein wird. Marvin liebt Jette und fliegt mit ihr fort, ins ewige Licht, in den hohen Norden, damit die Gegenwart nicht zur Vergangenheit wird. Mo gießt Jettes Pflanzen, sie ist kurz vor einem Blind Date mit Ruben, wärmstens empfohlen von der Partnervermittlung via Internet. Als sich Mo in Jettes und Marvins Wohnung aufhält, kommt Per und sucht mit Mo Marvins Autoschlüssel, denn Per will aufs Land mit Anna, die er am Salatregal im Bioladen kennen gelernt hat. In der Stadt: Alexandra, seine Freundin, die von ihm ein Kind erwartet und von der Sache mit Anna nichts wissen darf.
“Ihr wollt nur unser Bestes.”, höre ich den Kontrapunkt, den Bass dieses Romans, über dem jedes der Paare sein Thema in Variationen spielt wie in einem richtig guten Freejazz. “Ihr wollt nur unser Bestes, aber ihr bekommt es nicht.” In der Verweigerung liegt die Kraft dieser Generation, in der Verneinung ihr Schicksal. Austauschbar und unverwechselbar zugleich: die Orte, die Lebensläufe, die Träume, die Sehnsüchte und die Ängste. Die Vergangenheit könnte sich auf die Zukunft so auswirken, dass sie unerträglich wird, in der Gegenwart breitet sich das Nichts aus. “Was machen wir jetzt?” ist die Frage, die bleibt. Und nagt. Ganz leise, aber unüberhörbar.
Susanne Rikl, München