Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Weins, Michael

Lazyboy

Untertitel
Roman
Beschreibung

Er ist 35 Jahre alt, nennt sich „Lazyboy“, ist bekennender Berufsjugendlicher und hat das Ziel, so wenig Verantwortung wie möglich zu übernehmen. Entsprechend einfach könnte also das Leben sein – wenn es ihm nicht immer häufiger passierte, dass er beim Durchqueren irgendeiner Tür an völlig anderen Orten herauskommt und sich den Weg nach Hamburg zurück suchen muss. Und irgendwann geht er durch eine Tür, die ihn in eine völlig fremde Welt bringt…

Verlag
mairisch Verlag, 2011
Format
Gebunden
Seiten
336 Seiten
ISBN/EAN
978-3-938539-19-4
Preis
18,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Michael Weins, geb. 1971, lebt als Autor und Psychologe in Hamburg. Er ist Mitbegründer der Literaturclubs Machtclub und Schischischo.

Zum Buch:

Heiner Boie ist 35 Jahre alt und schreibt Artikel für Stadtmagazine. Künstlername: Lazyboy. Sein Lebensmotto: „Was ich will, ist dauerhaft möglichst wenig Verantwortung im Leben.“ Sein Lebensstil: Alles, nur keine Verbindlichkeit. „Ich bin der Lazyboy. Ich lebe auf Abruf.“ Seine größte Angst ist: „Einmal passt Du nicht auf und schon bist du Ernst Dieter Müller, sitzt auf dem Rasenmähertraktor, tuckerst über den Vorortrasen, und durch die Terrassentür hörst du den Säugling schreien.“. Störend in diesem Arrangement mit der Welt ist nur seine Freundin Monika. Die möchte nämlich langsam wissen, woran sie bei ihm ist, möchte so etwas wie eine Perspektive – und ein Kind. Sein Dilemma ist, dass er Monika wirklich gerne mag (mehr zuzugeben, dazu würde er sich nie hinreißen lassen).

Neuerdings hat Lazyboy ein Problem. Es passiert immer öfter, dass er in Hamburg durch eine Tür geht (keine bestimmte, einfach irgendeine) und sich nicht z. B. in seiner Wohnung, sondern auf der Bettkante im Ausstellungsraum eines Möbelhauses, im Gewächshaus des Botanischen Gartens von Klein Flottbeck oder, als der Radius sich ausweitet, sogar in einer unbekannten Kleinstadt in Süddeutschland wiederfindet. Und das wird ihm, bei aller Drogenerfahrung und Coolness, denn doch langsam unheimlich.

Irgendwann ist er bei einem seiner ungewollten Trips auf der Schwäbischen Alb gelandet. Dort lernt er die 13-jährige Daphne kennen, die das Phänomen des Türengehens nicht nur kennt, sondern im Haus ihres Onkels ein fest installiertes Exemplar hat, das zufallsfrei funktioniert. Lazyboy lässt sich überreden, die Tür auszuprobieren – und landet in einer völlig fremden Welt. Und da wird es richtig abenteuerlich. Mehr soll nicht verraten werden, nur soviel: Der Autor schafft es, dem realitsfernen Plot einen Schluss zu verpassen, der durchaus stimmig ist.

„Lazyboy“ ist ein verrücktes Buch, im besten Sinne phantastisch (keine Fantasy!) Der Leser sollte von Anfang an jede Hoffnung auf inhaltliche Wahrscheinlichkeiten fahren lassen und sich einfach dieser abgedrehten Geschichte hingeben. Michael Weins schafft es, den Tonfall seiner Hauptfigur konsequent durchzuhalten, und der Protagonist geht einem nur deshalb nicht unglaublich auf den Wecker, weil er seine Schwächen selbst kennt und sich gerne ändern möchte – nur wie er das anstellen könnte, das weiß er nicht. „Lazyboy“ ist ein Buch über die Schwierigkeiten eines 35-jährigen, endlich erwachsen zu werden, humorvoll und doppelbödig.

Das Buch ist im mairisch verlag erschienen, einem kleinen Independent-Verlag aus Hamburg. Es ist schön gemacht, mit geprägtem Umschlag und Lesebändchen. Die gleiche Sorgfalt hätte ihm aber auch das Lektorat angedeihen lassen sollen. Ein paar stilistische Schnitzer, schiefe Bilder und Adjektive weniger hätten dem Text gut getan – dann wäre das Lesevergnügen noch größer geworden. Aber das ist nur ein bisschen gemeckert. Den Lesespaß verderben solche Petitessen nicht.

Ruth Roebke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt a.M.