Belletristik

Drucken

Buchempfehlung Belletristik

Autor
Kawakami, Hiromi

Herr Nakano und die Frauen

Untertitel
Roman. Aus dem Japanischen und Ursula Gräfe und Kimiko Nakayama-Ziegler
Beschreibung

Es geht um vier Personen. Haruo Nakano, Inhaber eines Trödelladens und seine Schwester Masayo, eine fünfzigjährige Puppenmacherin, die dort häufig aushilft. Hitomi, die Ich-Erzählerin, und Takeo, beide um die dreißig, arbeiten bei Herrn Nakano als Angestellte. Hitomi versucht, Takeo näher zu kommen. Zu entdecken ist ein zauberhafter, behutsam erzählter kleiner Roman, der auf allen Seiten ganz leise von Liebe in ihren unterschiedlichen Facetten erzählt.

Verlag
Hanser Verlag, 2009
Format
Gebunden
Seiten
224 Seiten
ISBN/EAN
978-3-446-23274-7
Preis
17,90 EUR

Zum Buch:

Die wahrscheinlich schönste Liebesgeschichte des Jahres“, urteilt Elmar Krekeler (DIE WELT) über dieses Buch. Das sind große Worte über eine Geschichte, die kaum über das befangene, unbeholfene, trotzige Umeinander-Werben von Hitomi und Takeo hinausgeht. Aber, fest steht doch: zu entdecken ist ein zauberhafter, behutsam erzählter kleiner Roman, der auf allen Seiten ganz leise von Liebe in ihren unterschiedlichen Facetten erzählt.  
Im Kern geht es um vier Personen. Haruo Nakano, Inhaber eines Trödelladens und seine Schwester Masayo, eine fünfzigjährige Puppenmacherin, die dort häufig aushilft, außerdem um Hitomi, die Ich-Erzählerin, und Takeo, beide um die dreißig, die bei Herrn Nakano als Angestellte arbeiten. Hitomi versucht, Takeo näher zu kommen. Er ist auch gar nicht abgeneigt, doch alle Versuche bleiben an seiner unbeholfenen Schüchternheit hängen. Die Konstellationen zwischen den vier Protagonisten, die einander in zurückhaltender Zuneigung verbunden sind, wechseln. Da gibt es immer wieder Unterhaltungen zwischen den Frauen. „’Wie kann man sich so aufregen, wenn ein Mädchen in der Wut einmal etwas sagt, was es gar nicht so meint? Oder?’, sagte ich (…) Masayo überlegte mit ernster Miene. ‚Kann man jemanden mit über zwanzig eigentlich noch ein Mädchen nennen?’, fragte sie nachdenklich. (…) ‚Und eine Frau über fünfzig?’, fuhr Masayo nun noch ernsthafter fort.“ Zwischen den Männern gibt es ähnliche Szenen. So schreibt Nakano an Takeo eine Postkarte von einer Geschäftsreise und rät: „Lass Dich nicht allzu sehr mit Frauen ein.“ Ein merkwürdiger Rat. Aber er selbst, mehrfach verheiratet und liiert mit Sakiko, der schönen, resoluten Inhaberin eines Antiquitätengeschäfts, die erotische Literatur verfasst, ist das Gegenteil zum schwerfälligen Takeo.

Genau schildert Hitomi den Laden und seinen Alltag zwischen Entrümpelungen, Ankäufen, Schaufensterdekoration und je nach Wetter geöffneter oder geschlossener Ladentür. Manche der vorbeischauenden Kunden sind skurril, andere ganz gewöhnlich, schlendern beiläufig durch das Angebot und führen Mittagspausengespräche.  Was macht dieses Buch so besonders und schön? Zunächst fällt die Schlichtheit der Sätze auf. Sehr stimmig passt diese Einfachheit zu den unaufgeregten Episoden, sehr präzise ist der beobachtende Blick auf das äußere Geschehen und auch auf die Stimmungen und Gedanken der Personen, die sich gleichsam durch Bemerkungen aus dem Schweigen heraus abbilden. Das andere, das diesen Roman so liebenswert macht, ist die große Freundlichkeit, die von ihm ausgeht. Alle Personen kümmern sich vorsichtig interessiert umeinander, nehmen Anteil aneinander und rücken sich dabei nirgends „auf die Pelle“. Zurückhaltend bleibt die Beziehung zwischen Hiromi und Takeo im Laden unausgesprochen. Dabei ist das ganze keine Idylle. Die scheinbar stabile, kleine Welt des Trödelladens verändert sich. Nach einem kurzen Ausflug in den Internethandel – ohne seine Angestellten – wagt Nakano einen großen Schritt und gründet ein richtiges Antiquitätengeschäft. Hitomi und Takeo haben sich aus den Augen verloren. Drei Jahre später begegnen sie sich zufällig bei einer ihrer nächsten Arbeitsstellen wieder. Vielleicht liegt hier, am Ende, der Anfang der eigentlichen Geschichte?   Claudia Biester, Autorenbuchhandlung Marx & Co., Frankfurt am Main