Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Jones, Cherie

Wie die einarmige Schwester das Haus fegt

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Karen Gerwig. Ungekürzte Lesung. Sprecherin: Sithembile Menck. Coproduktion mit dem Südwestrundfunk Baden-Baden
Beschreibung

Dieses Buch gehört definitiv zu den herausragenden Neuerscheinungen dieses Bücherherbstes. Packender Krimi und beklemmender Gesellschaftsroman zugleich, vor der trügerisch paradiesische Kulisse von Barbardos, wo reiche Touristen mit der einheimischen Bevölkerung nur dann in Kontakt treten, wenn erstere die Dienste der letzteren in Anspruch nehmen Der Mord an einem englischen Touristen entfaltet die beklemmende Geschichte von Unterdrückung, Gewalt und Korruption und sich über Generationen fortsetzenden Missbrauch. Die barbadische Anwältin Cherie Jones legt mit ihrem Romandebüt ein beindruckendes Buch vor, das die Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln vermag.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Diwan Hörbuchverlag, 2023
Format
2 MP3-CDs, Spielzeit ca. 570 Minuten
Seiten
0 Seiten
ISBN/EAN
978-3-949840-27-2
Preis
28,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Autorin
Cherie Jones ist Autorin und Anwältin und lebt in Barbados. 1999 gewann sie den Commonwealth Short Story Prize, anschließend studierte sie Kreatives Schreiben in Sheffield Hallam, wo ihr sowohl der Archie Markham Award als auch der A.M. Heath Prize verliehen wurde. »Wie die einarmige Schwester das Haus fegt« ist ihr Romandebüt.

Sprecherin
Sithembile Menck wurde 1983 in Henstedt-Ulzburg geboren und wuchs in und um Hamburg auf. Erste Schauspielerfahrungen sammelte sie am Monsun Theater Hamburg. Ihr Studium absolvierte sie an der Zürcher Hochschule der Künste

Zum Buch:

Dieses Buch gehört definitiv zu den herausragenden Neuerscheinungen dieses Bücherherbstes. Packender Krimi und beklemmender Gesellschaftsroman zugleich, vor der trügerisch paradiesische Kulisse von Barbardos, wo reiche Touristen mit der einheimischen Bevölkerung nur dann in Kontakt treten, wenn erstere die Dienste der letzteren in Anspruch nehmen Der Mord an einem englischen Touristen entfaltet die beklemmende Geschichte von Unterdrückung, Gewalt und Korruption und sich über Generationen fortsetzenden Missbrauch. Die barbadische Anwältin Cherie Jones legt mit ihrem Romandebüt ein beindruckendes Buch vor, das die Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln vermag.

Die Sage von der einarmigen Schwester, der neugierigen Vikarstochter, die trotz Warnungen in einen verbotenen Tunnel hinabgestiegen ist und dabei einen Arm verloren hat, wird Mädchen auf Barbados als warnendes Beispiel erzählt, bloß nicht ungehorsam zu sein. Für Lale, die Protagonistin des Buches, ist die Geschichte bloß ein albernes Märchen, sie sieht darin eher ein interessantes Abenteuer. Sie träumt von einer besseren Zukunft, einem selbstbestimmten Leben, das anders ist als das ihrer Großmutter und ihrer verstorbenen Mutter. Aber wie bei allen Frauen ihrer Familie steht auch bei Lale zwischen ihr und dem selbstbestimmten Leben ein Mann. Allen Warnungen ihrer Großmutter zum Trotz verliebt sie sich in den charismatischen Playboy und Kleinkriminellen Adan. Zu Beginn des Romans begegnen wir Lale, 19 Jahre, desillusioniert, hochschwanger und allein in einer heruntergekommen Hütte am anderen Ende des Strandes der Reichen. Als bei Lale die Wehen einsetzten, macht sie sich auf die Suche nach Adan. Erschöpft klingelt sie an einer der Villen, um Hilfe zu erbitten, aber anstatt Hilfe zu bekommen, wird sie Zeugin eines Verbrechens. Sie hört einen Schuss, und kurz darauf stürmt Adan mit einer Pistole aus dem Haus. Lala ist klar: Adan hat einen Mord begangen.

Der Plot, der sich daraus entspinnt, und das Drama um Lalas Kind wird mit Blick auf die einzelnen Protagonisten erzählt. Mal in Rückblenden, mal in der Gegenwart, einem Zeitraum von 6 Wochen, erfahren wir in kurzen Kapiteln von deren Geschichten. Schicksale, die fast immer von häuslicher Gewalt, Missbrauch und Unterdrückung geprägt sind. Im Zentrum stehen Lala, die sich aus der toxischen Beziehung zu ihrem gewalttätigen Mann nicht lösen kann, und Mira, die Witwe des Opfers, die selbst von der Insel stammt, durch die Heirat mit einem Engländer zwar den Absprung geschafft hat, aber in der Londoner Upper Class nie angekommen ist. Dazu kommt Tone, Lalas Kindheitsfreund, der die längste Zeit seines Lebens im Gefängnis verbracht hat, sich immer wieder vergeblich bemüht, im Leben Fuß zu fassen, und doch immer wieder scheitert. Er will Lala um jeden Preis beschützen und bringt sie ungewollt in immer größere Schwierigkeiten. Und dann ist da ist noch der Polizist mit seiner eigenen schmutzigen Agenda, der den Fall lösen will, aber zu verblendet ist, um die Wahrheit zu erkennen. Der durch sein Agieren sowohl Lala als auch Mira ins Visier von Adan bringt, der immer gewalttätiger wird. Doch je enger sich die Schlinge um Lalas Hals zuschnürt, und je brutaler Adan wird, desto mehr wächst in Lala der Wille und die Kraft, sich aus ihrer Situation zu befreien.

Die kurzen Kapitel geben der Handlung bis zum Schluss eine Dynamik, der man sich als Leser kaum entziehen kann. Gespannt bis zur letzten Seite fiebert man zwischen Hoffen und Bangen dem Ende entgegen. Ein beeindruckend gut komponierter Roman von einer beeindruckenden neuen Autorin aus einer Region, in der die Folgen der Kolonialisierung noch immer nachwirken.

Andrea Schulz, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt