Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Jones, Gail

Ein Samstag in Sydney

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Conny Lösch
Beschreibung

An einem sommerlichen Samstag kreuzen sich im Hafen von Sydney die Wege einer Chinesin, einer Irin und eines australischen Pärchens, das sich seit Jugendzeiten aus den Augen verloren hat. Ein stiller Roman über die Macht der Erinnerung mit lyrischen Passagen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Edition Nautilus, 2013
Format
Gebunden
Seiten
256 Seiten
ISBN/EAN
9783894017781
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Gail Jones, geboren in Westaustralien, unterrichtet Englisch, Kommunikation und Kulturwissenschaft an der University of Western Australia. Ihr erster Roman, “Black Mirror”, wurde mit dem Nita B. Kibble Award ausgezeichnet.

Zum Buch:

An einem sommerlichen Samstag kreuzen sich im Hafen von Sydney die Wege einer Chinesin, einer Irin und eines australischen Pärchens, das sich seit Jugendzeiten aus den Augen verloren hat. Ein stiller Roman über die Macht der Erinnerung mit lyrischen Passagen.

Catherine ist vor elf Monaten aus London geflohen wie einst aus ihrer Heimatstadt Dublin. Sie braucht Abstand von ihrem Geliebten Luc, aber auch vom Tod des vor Jahren verunglückten Bruders und irrt in immer wieder neuen Umgebungen umher, gefangen “im Kreis der verlorenen Zeit und der ungebetenen Wiederholungen”.

Für James de Mello, der sich mit seiner Jugendliebe Ellie im Hafen von Sydney verabredet hat, kehrt die Vergangenheit durch den Anblick völlig unbekannter Menschen zurück. Ihn lähmt der Tod eines Kindes, für den er sich verantwortlich fühlt und er erhofft Hilfe von Ellie. Ellie freut sich auf James. Den schönen und schmerzlichen Erinnerungen an die Zeit mit ihm kann sie nicht entkommen. Aber in ihrer Vorstellung können viele, sich überlagernde Erinnerungen auch eine Leerstelle ergeben wie auf manchen Bildern des japanischen Fotografen Hiroshi Sugimoto, die nach der Langzeitbelichtung von Kinofilmen eine schlichte weiße Leinwandfläche zeigen.

Pei Xing nimmt jeden Samstag die Fähre, um ihrer ehemaligen Lageraufseherin aus Pasternaks “Doktor Schiwago” vorzulesen. Pei Xing lebt mit multiplen Vergangenheiten: die glücklichen Stunden, in denen sie bei dem Vater die Kalligraphie erlernte, die grausame Zeit im Lager, die Flucht nach Australien, der erste Blick auf das eigene neugeborene Kind.

Zart, fast zärtlich erzählt Gail Jones in diesem Roman, was Menschen miteinander verbindet, was sie trennt. Wörter, Sätze, Beobachtungen werden rückblickend zu Aussagen, Hinweisen. Die Leben dieser Menschen entfalten sich, wie es der Fächer der Oper von Sydney zu tun scheint.

Susanne Rikl, München