Zum Buch:
Er hat es schon wieder getan. Und es ist so dermaßen gut geworden, als hätte er all die Jahre nichts anderes getan. Nachdem Urs Wehrli seinerzeit nicht nur die Künstlerszene mit seinen Büchern „Kunst aufräumen“ und „Noch mehr Kunst aufräumen“ geradezu aufgerüttelt hatte, blieb es lange Zeit still um den peniblen Schweizer. Doch jetzt ist er endlich wieder da und hat sich in seiner Akkuratesse geradezu selbst übertroffen. Kunst war gestern.
Heute räumt Wehrli einfach mit allem auf, angefangen mit einem Schälchen Pommes mit Ketchup hier, einem Teller Buchstabensuppe mit Karottenstückchen da, einem Schulhof mit spielenden Kindern dort, einem nächtlichen Sternenhimmel, einer Schale Obstsalat und so weiter bis hin zu einer ganzen Fußballmannschaft und einem vollgestopften Autoparkplatz. Oder hier, ein klein wenig makaber, einem Teich voller quirliger Koi-Karpfen, die er in ein Dutzend kross gebratener Fischstäbchen aufteilt.
Das ist nicht nur witzig, man kommt unweigerlich auch ins Grübeln. Warum? Keine Ahnung, das müssen Sie schon selbst herausfinden. Wehrli gelingt es mit scheinbar leichter Hand, das Alltägliche so zu minimieren, dass dabei erstaunliche Neuschöpfungen zutage treten. Man kommt nicht umhin, Alltägliches, und sei es das nächste Frühstück, selbst einmal in Reih und Glied aufdröseln zu wollen. Nur so aus Spaß an der Freude. Nur um einmal zu sehen, was dabei herauskommt. Und was eigentlich von all dem übrigbleibt. Das ist innovativ, das ist interessant, das ist … na ja, Wehrli eben.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln