Zum Buch:
Eine Reise kreuz und quer über den Globus durch 2 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte von den Anfängen bis heute. Die Idee zu diesem Buch entstand aus einer Kooperation zwischen dem British Museum und dem Sender BBC Radio 4, der 2010 eine Sendereihe zu 100 Objekten des Museums ausstrahlte.
Für mich ist dieses Buch das beste, weil reichhaltigste Sachbuch dieses Herbstes: Geschichte einmal anders, nicht aus der interessensgebundenen Perspektive einzelner Epochen und Kulturen, sondern von Objekten erzählt, die zu bestimmten Zwecken hergestellt, dann benutzt, bewundert, weggeworfen, bewahrt, vergraben oder verloren wurden. Jedes dieser Objekte erzählt mindestens zwei Geschichten: die seiner Herstellung und die seines Zweckes. Bei den meisten Gegenständen kommt noch die Geschichte seiner musealen Laufbahn dazu: wann und wo wurde es entdeckt, erforscht, neu geschätzt und für so wertvoll befunden, dass es vom British Museum zwischen 1753 und heute aufgekauft wurde. Das älteste vorgestellte Objekt ist ein 2 Millionen Jahre altes steinernes Schneidewerkzeug aus der Oldowan-Kultur, gefunden 1931 von Louis Leakey in der Olduvai-Schlucht in Tansania bei einer vom British Museum finanzierten Expedition nach Afrika. Das jüngste eine Solarlampe mit Lademodul, hergestellt 2010 in Shenzhen, Guangdong, China, das einer Familie ohne Stromzugang 100 Stunden lang Licht spenden kann, wenn das Solarmodul acht Stunden lang aufgeladen wurde. Beide Objekte haben etwas ganz Wichtiges gemeinsam: Sie dienen der menschlichen Existenzsicherung. Daneben sind in dem bibliophil gestalteten Band auch wahre Kunstschätze zu finden wie die Mumie des Hornedjitef aus Theben (240 v. Chr.), ein sitzender Buddha aus Gandhara (2. Jhdt.), ein Schiffsautomat aus Augsburg (16. Jhdt.) oder Hokusais Große Welle aus Japan (19. Jhdt.). Aber auch sie werden als Objekte vorgestellt, die “in unserer gemeinsamen Geschichte allen Menschen eine Stimme verleihen”. Diese Nähe zu räumlich und zeitlich fernen Menschenleben macht den Zauber dieses Buches aus, und die Bemerkung “macht süchtig” von Tilman Spreckelsen (FAZ) ist durchaus wörtlich zu nehmen.
Susanne Rikl, München