Zum Buch:
Ein Sklavenmarkt in Nordafrika. Barfuß, die Kleider zu Lumpen zerfetzt, stehen fünfzig völlig erschöpfte Männer in der prallen Mittagssonne im Palasthof von Mekne, der einstigen Hauptstadt des heutigen Marokko. Sie sind in einem Gewaltmarsch von der dreihundert Kilometer entfernten Hafenstadt Salé hierher getrieben worden, um an den Meistbietenden verkauft zu werden. Es sind weiße Sklaven, allesamt englische Seeleute, deren Schiffe von nordafrikanischen Korsaren gekapert wurden. Man nennt sie auch Weißes Gold. Es ist das Jahr 1715.
Unter den Gefangenen befindet sich der elfjährige Thomas Pellow, der, entgegen dem dringenden Rat seiner Eltern, ausgerechnet in diesem Sommer auf einem Handelsschoner als Kabinenjunge angeheuert hatte. Sein Schiff, die unbewaffnete Francis, war gerade auf dem Rückweg von Genua nach Cornwall, als der Überfall stattfand.
Als die ersten seiner Kameraden ihren neuen Besitzern übergeben werden, betet der Junge nur um eines, nämlich dass dieser Albtraum bald ein Ende haben möge. Dann ist die Reihe schließlich an ihm und er wird weggeführt. Es sollen dreiundzwanzig Jahre vergehen, bis er wieder die Freiheit erlangt.
Wie bereits in seinen Büchern Muskatnuss und Musketen. Europas Wettlauf nach Ostindien und zuletzt Samurai William. Ein englischer Navigator im Dienste des Shogun, gelingt Giles Milton auch diesmal wieder das Kunststück, kaum bekannte Begebenheiten dem Vergessen zu entreißen und so zu erzählen, als hätte man gerade einen ungemein gut recherchierten und bis zum Schluss spannend geschriebenen Roman gelesen. Genau das richtige Buch für dieses
Wetter. Man kann nur gespannt sein, was er wohl als Nächstes ausgräbt.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln