Zum Buch:
»Pablo! Pablo! Pablo!«, skandiert die Masse der Habenichtse, dann tritt ihr Idol ans Mikrofon und wird mit frenetischen Applaus begrüßt. Ich verspreche euch ein Flutlicht für den Fußballplatz. Eine Kirchenglocke. Und einen neuen Anstrich für die Schule! Wieder aufbrandender Applaus und Pablo-Rufe. Es ist Wahlkampf in Medellin. März 1982. Pablo Emilio Escobar Gavira, auch genannt El Doctor, El Patron, Don Pablo und Paisa (Landsmann) Robin Hood, befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Macht.
Es sollen noch zehn Jahre vergehen, bis der zu seiner Zeit siebtreichste Mann der Welt, von Kugeln der kolumbianischen Polizei durchsiebt, auf einem Hausdach in Medellin sein vorzeitiges Ende findet.
Escobar wurde 1949 als Sohn eines recht wohlhabenden Viehzüchters und einer Lehrerin in Medellin geboren. Er verbrachte seine Jugendjahre im Rotlichtmilieu, und es dauerte nicht lange, da beteiligte er sich schon an Raubüberfällen, Autodiebstählen, Entführungen und am Drogenhandel. Durch seine Brutalität und Rücksichtslosigkeit, auch gegenüber seinen Weggenossen, machte er sich bald schon einen Namen und stieg in kürzester Zeit zum obersten Boss des Medellinkartells auf. Escobar leistete wahre Pionierarbeit in seiner Branche, er war der Erste, der den Drogenschmuggel in wirklich großem Stil betrieb. So verschickte er einmal in einer umgebauten Boeing 10 Tonnen (sic!) reinen Kokains in die
USA.
Auch nach seinem Tod lebt die Legende Escobar in den Herzen vieler Kolumbianer weiter. Man kann jedoch ohne Zweifel behaupten, dass er, wie kein anderer vor oder nach ihm, das Land und dessen Ansehen in der übrigen Welt so nachhaltig negativ geprägt hat.
In seiner außergewöhnlichen, reich bebilderten Escobar-Biografie schildert das Autorenduo Mollison/Nelson nicht allein das ungewöhnliche Leben des wohl gefährlichsten Verbrechers aller Zeiten, darüber hinaus erhält der Leser einen genaueren Einblick in die im Hintergrund wirkenden zeitgeschichtlichen Ereignisse und Zusammenhänge, ohne die man die Person Escobar nicht begreifen kann. Da steckt viel Mühe dahinter, und das liest sich ganz ausgezeichnet.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln
