Zum Buch:
Maybelline Chen ist alles andere als die Tochter, die sich ihre Mutter wünscht. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, der scheinbar alles auf die Reihe bekommt und das auch noch mit Exzellenz, sieht sie vor den hohen Erwartungen ihrer Mutter schlecht aus. Danny, ihr älterer Bruder, ist Captain des Schulbasketballteams, überdurchschnittlich gut in der Schule und wurde sogar in Princeton für ein Studium angenommen. Doch der perfekte Schein trügt, denn Danny hat eigentlich Depressionen, von denen keiner etwas ahnt. Für Danny wird es so schlimm, dass er sich auf die Gleise legt und sich das Leben nimmt. Einfach so, für May auf jeden Fall, die ganze Familie ist wie eingefroren. May, die eigentlich ein ganz normales amerikanisches Teenagerleben geführt hat, hat plötzlich ihren Bruder durch Suizid verloren. Die Familie, die chinesisch-taiwanische Wurzeln hat, steht unter Schock. Und als sie bei einer Schulveranstaltung beschuldigt wird, an Dannys Tod schuld zu sein, weil, so die rassistischen Vorwürfe, die asiatischen Eltern viel zu großen Druck ausgeübt hätten, bringt das May verständlicherweise komplett auf die Palme, sie kann es nicht einfach so geschehen lassen, dass irgendein weißer einflussreicher Mann rassistische Lügen über ihre Familie und die ganze asiatische Community verbreitet. Sie macht sich an einen Brief, der in der Zeitung veröffentlicht wird, in dem sie sich auf emotionaler Weise gegen die rassistischen Anschuldigungen wehrt und ihre Stimme hören lässt. Doch dabei denkt May zu romantisch, sie bekommt viele Gegenstimmen und versucht weiter, ihre grandios geschriebenen Briefe zu veröffentlichen. Die Folge ist aber, dass ihre Eltern mit reingezogen werden, und es wächst ihr alles ziemlich über den Kopf. Sie will, sie muss etwas unternehmen, für Danny, doch zerstört das ihr Leben und auch das ihrer Mitmenschen. So geht für May der Kampf gegen den Rassismus los und sie entdeckt, dass es nicht so einfach ist, wie sie denkt.
Das Buch Und zwischen uns ein Ozean aus Schweigen, geschrieben von Joanna Ho, ist ein Buch, das meiner Meinung nach das Thema Rassismus äußerst geschickt anspricht. Rassismus ist so eine schreckliche Sache, und nach den Büchern über Rassismus, die ich gelesen habe, wollte ich oft einfach nur weinen. Bei diesem Buch muss man nicht weinen, aber es regt einen zum Nachdenken an, es lässt einen reflektieren. Dadurch ist es nicht so schwer, das Buch zu lesen, da es neben dem Rassismus auch Handlungsstränge gibt, die sehr unterhaltsam sind, leichter vom Thema her, und das Buch angenehm auflockern. Die Autorin, die selbst mal Vizedirektorin einer Highschool war, schreibt sehr nahbar und verständlich, ohne platt zu wirken. In dem Buch kommen außerdem regelmäßig Chatgespräche von May mit ihrer besten Freundin vor, wodurch man noch mehr Abwechslung geboten bekommt. Nicht nur durch die Chats, sondern auch durch die Ich-Erzählerin erfährt man sämtliche Gefühle von May, wodurch man aufmerksam bleibt und die Lust bekommt, weiterzulesen. Ich hatte ein sehr schönes und auch lehrreiches Leseerlebnis und ich würde das Buch definitiv weiterempfehlen. Ich würde das Buch ungefähr für ein Alter ab etwa 14 Jahren empfehlen.
Jonatha Klär, Frankfurt a. M.