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Autor
Levitt, Helen; Cartier-Bresson, Henri

Mexico

Untertitel
Sprache: Französisch und Englisch
Beschreibung

Als der französische Fotograf Henri Cartier-Bresson 1935 nach einem einjährigen Mexikoaufenthalt zurückkehrt, trifft er auf die US-amerikanische Straßenfotografin Helen Levitt und inspiriert diese dazu, Jahre später ebenfalls das Land zu bereisen. Der Fotoband Mexique-Mexico stellt die Blickwinkel zweier Ausnahmekünstler gegenüber und besticht durch deren ungemein ausdrucksstarke, an die Klarheit von Poesie gemahnende Schwarzweißaufnahmen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Verlag der Buchhandlung König, 2023
Format
Gebunden
Seiten
151 Seiten
ISBN/EAN
9783753303994
Preis
45,00 EUR

Zum Buch:

Das Mädchen mit dem tiefschwarzen, zu einem Scheitel glattgestrichenen Haar hockt mit untergeschlagenen Beinen auf dem Bordsteinrand und blickt schüchtern lächelnd von der Kamera weg. Wie eine Art Opfergabe hält das Kind ein offensichtlich totes Karnickel in den ausgestreckten Händen. In einer weiteren Straßenszene liegt ein Tagelöhner mit auf den Armen ruhendem Kopf hingestreckt zwischen tönernen Abflussrohren und einer Reihe grobbehauener Steinquader. Dann ein barfüßiger Narr in abgerissener Kleidung. Die Gesichtszüge zu einer Maske entstellt, schaut er herausfordernd direkt in die Kamera, während im Vordergrund und leicht unscharf ein Knabe grinsend in der Nase bohrt.

Mexico-City, 1941.

Sechs Jahre zuvor, ebenfalls in Mexiko. Eine Prostituierte zwängt ihren Oberkörper durch die Luke eines wie von Pockengeflecht vernarbten Türblatts. Das Haar aufwendig gewellt, die geweiteten Augen starr und wie emailliert, ähnelt sie einer Galionsfigur am Bug eines Schiffes.

Mit dem Rücken zur Kamera im Staub stehend und teilweise unter einer Zirkusplane verborgen eine Gruppe von Feldarbeitern in ausgeblichenen Latzhosen. Was die Männer betrachten, bleibt indes ungesehen.
Den Blick auf den Boden geheftet, schreitet ein Mann mit Hut und schlechtsitzendem Anzug eine von zahlreichen Einschusslöchern gesprenkelte Backsteinmauer entlang, an welcher, aufgereiht und dunkel wie Schatten, drei Pappkameraden in der Mittagssonne stehen.

New York, Frühjahr 1935. Nach einjährigem Mexikoaufenthalt zurückgekehrt, lernt der französische Fotograf Henri Cartier-Bresson durch einen gemeinsamen Bekannten die US-amerikanische Straßenfotografin Helen Levitt kennen, deren besonderes Augenmerk den sozialen Brennpunkten gilt. Inspiriert durch die außergewöhnlichen Arbeiten ihres berühmten Kollegen entschließt sie sich Jahre später dazu, dessen Spuren zu folgen und ebenfalls in den Süden zu reisen.

Ergänzt durch ein Zwiegespräch der Herausgeber Anne Bertrand und Joshua Chuang stellt der im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König erschienene Fotoband Mexique-Mexico die jeweiligen Blickwinkel zweier Ausnahmekünstler gegenüber, deren eindringliche Schwarzweiß-Fotografien wiederum in einem eigenen Dialog zueinanderstehen. Die besondere Ausdrucksstärke der Arbeiten von Helen Levitt und Henri Cartier-Bresson liegt einer Intensität zugrunde, die ohne jeglichen Pathos geradezu an Poesie grenzt.

Axel Vits, Köln